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Verbraucherkommunikation

Auf Fahrrad und Fendt durch die Bio-Musterregion

„Und wann findet die nächste Tour statt?“ Nach fünf Tagen Fahrradfahren in der Bio-Musterregion Biberach war dies die einzige Frage, die für viele Teilnehmende noch offen war. 
Auf Einladung der Bio-Musterregion Biberach und der LVHS Wernau-Leutkirch machte sich Anfang Oktober eine Gruppe von 25 Radlern und Radlerinnen auf, um die Region und die darin liegenden Betriebe zu erkunden und die Vielfalt der landwirtschaftlichen Höfe im Landkreis Biberach kennenzulernen.  

Nach Anreisen aus der näheren und weiteren Umgebung konnte sich die Gruppe zunächst auf Steigmiller’s Bio-Hofladen in Ummendorf mit leckerer Pizza stärken. Im Anschluss daran erfolgte ein kurzes Warmradeln zum ausgelagerten Hof der Familie Steigmiller. Hier gab es einen ersten Einblick, was Bio-Landwirtschaft eigentlich bedeutet und wie dies auf dem Demeter-Hof umgesetzt wird. Der Hof produziert vorrangig für den Bedarf im Hofladen. Die Legehennen sind den ganzen Tag auf der Wiese bzw. im Kleegras und werden von zwei Hütehunden vor Fuchs und Marder geschützt. Nachts wohnen sie im komfortablen Hühnermobil. Die Schweine und Bullen können ihren Buchten auch bei Wind und Wetter genießen. Mit Blick auf den Klimawandel erhielt der Stall ein kühlendes Grasdach und ein aufgeschütteter Wall hält kalten Wind ab. Im Winter scheint aber die Sonne bis in den letzten Winkel mit den wärmenden Strohmatratzen. 

Am Samstag startete der Tag mit der Fahrt durch das Umlachtal nach Ampfelbronn zum Kürbissparadies Spieler - ein konventioneller Betrieb, der sich auf Limousinzucht spezialisiert hat und dabei auch noch einen Hektar unterschiedlichster Kürbisse anbaut. Insgesamt werden bis zu 120 verschiedene Sorten angebaut; der größte Teil sind Speisekürbisse zum Verzehr, aber es gibt auch Zierkürbisse.

Nach der Weiterfahrt durch das hügelige Gelände Oberschwabens und der Mittagspause am Holzweiher erreichte die Truppe nachmittags den Biohof Miller, der ursprünglich ein klassischer Milchviehbetrieb war. Hofnachfolger Felix Miller hatte schon in der Jugend ein Faible für Obst und Gemüse und schon während des Studiums begann er nach und nach mit dem Anbau von Gemüse nach dem Market Gardening-Prinzip. Dazu kommt der Obstanbau im Folientunnel, was nahezu weltweit eine Neuheit ist. Im Tunnel sieht der junge Landwirt die größten Chancen den Schädlingsdruck in Griff zu bekommen. Inzwischen werden in den zehn beeindruckenden Folientunnel nicht nur Äpfel und Birnen, sondern auch viele exotische Früchte wie Pfirsiche, Aprikosen, Physalis und vieles mehr angebaut. Für alle sehr beeindruckend war, dass auf dem Biokreis-Hof mehr als 150 verschiedene Sorten an Tafeltrauben angebaut werden.   

Zum Abschluss des Tages radelte die Gruppe noch zum Hofgut Holland, einem großen land- und forstwirtschaftlichen Betrieb bei Ochsenhausen.  Francesca Volz brachte den Teilnehmenden das Prinzip der Fruchtfolge nahe. Durch das Anpflanzen von verschiedenen Kulturen in aufeinanderfolgenden Jahren wird der Boden durch den Anbau von Leguminosen mit Stickstoff versorgt und hemmt auch die Vermehrung von Beikräutern und Schädlingen. Auf dem Naturland-Hof Holland werden beispielsweise Soja, Dinkel, Hafer und Triticale, eine Kreuzung aus Roggen und Weizen, angebaut. Eine wichtige Rolle zur Bodengesundung spielt zudem das Kleegras, das neben dem Schweinemist, zur Fütterung der Biogas-Anlage dient.   

Am Sonntag stand zunächst die Besichtigung des Bauernhof Schads in Englisweiler auf dem Programm. Auf diesem Betrieb, der nach Naturland-Kriterien bewirtschaftet wird, werden neben Mutterkühen und Legehennen auch Bruderhähne gehalten. Die Rinder werden als Bullen oder Kälber geschlachtet und teilweise zu hundertprozentiger Rindersalami verarbeitet. Die Eier und das Fleisch der Bruderhähne werden auch zu Nudeln, Maultaschen oder auch Eierlikör verarbeitet. Alle Erzeugnisse werden vorrangig direkt über den Hof oder auf dem Markt verkauft. 

Durch das Rot- und Illertal radelnd erreichten die Teilnehmenden am Nachmittag den Bioland-Ziegenhof Makary in Unteropfingen. Inzwischen wird dort auf dem Betrieb auch selbst gekäst, nachdem die zuvor belieferte Molkerei vor vier Jahren keine Ziegenmilch mehr annahm. Deswegen musste sich Monika Makary das Käsen in kürzester Zeit zum größten Teil selbst beibringen und veredelt nun die Ziegenmilch an drei Tagen zu unterschiedlichsten Käseleckereien wie der Bergziege, die Milde Ziege oder auch Feta und Camembert, die alle auch verkostet werden konnten. Das Gras zur Heubereitung wird insektenschonend mit einem Doppelmesser-Mähwerk gemäht. Um die Futterverluste zu minimieren, wird es nur geschwadet und dann in einer Box mit Warmluft getrocknet. 

Im Kloster Bonlanden stellte nach dem Abendessen Hilde Straub die Bio-Musterregion Biberach vor. Danach konnte bei einem Quiz unter Beweis gestellt werden, was zu dem Thema gelernt wurde, bevor der Tag beim gemeinsamen Singen ausklang. 

Der Brückentag am Montag begann auf dem Biohof Willburger in Erolzheim. Dort werden auf 50 Hektar bis zu 40 Gemüsesorten angebaut, hauptsächlich Wurzelgemüse wie Pastinaken, Rote Beete und Karotten aber auch Brokkoli, Fenchel und Zucchini. Vermarktet wird das Naturland-Gemüse über unterschiedliche Wege – direkt auf drei Wochenmärkten, in Abokisten, im Einzelhandel, Großhandel und Gastronomie. So breit aufgestellt zu sein, bedeutet für Simon Willburger und sein Team zwar viel Arbeit, aber auch eine gewisse Sicherheit, da einzelne Vermarktungsschienen auch mal einbrechen können, wie beispielsweise die Gastronomie während der Corona-Lockdowns. 

Nach einer Führung in der Bergkapelle Erolzheim und anschließender Mittagsrast mit Kaffee und Kuchen ging es weiter entlang der Iller gen Norden nach Gutenzell-Hürbel auf den Wendelhof, der von zwei Groß-Cousins als GbR nach Bioland-Richtlinien bewirtschaftet wird. Nach einem Einstieg über die grundsätzliche Frage, wie die Landwirtschaft der Zukunft aussehen könnte, zeigte Landwirt Huchler der Gruppe, die er zum Teil mit auf seinen Fendt nahm, einige Flächen, mit denen er dem Klimawandel entgegenwirken will. Zum einen hat er Agroforstflächen angelegt. Dabei werden an Weidezäunen, aber auch streifenweise in größeren Ackerflächen Werthölzer wie Walnuss, Schwarznuss und Kirsche gepflanzt. Zwischen niedriger wachsenden Kulturen wie z.B. Mais, bringt das Vorteile wie Schutz vor Erosion und bessere Wasserspeicherung. Zudem wurde die Wichtigkeit der Kuhfladen auf den Weiden hervorgehoben, da diese einen prächtigen Lebensraum für Insekten und damit auch für Vögel bieten. 

Der letzte Tag begann mit der Besichtigung der konventionellen Imkerei Schad in Wennedach. Nach dem Motto „Mache dein Hobby zum Beruf“ machte David Schad den Tierwirtschaftsmeister in der Fachrichtung Imkerei und hat aktuell rund 500 Bienenvölkern. In den neu gebauten Betriebsgebäuden wird der Honig verarbeitet und im angeschlossenen Hofladen verkauft. Die Bienen sind vor Ort in der Region unterwegs, aber manche der Völker werden während des Sommer zum Sammeln vom Schwarzwald, über die Schwäbische Alb bis weit in die Region München gebracht. Aus den Pollen und dem Nektar entstehen dann die unterschiedlichsten Honigsorten, wie zum Beispiel Linden-, Wald- oder Edelkastanienhonig, aber auch ganz besondere wie Kornblumen- oder Phaceliahonig. 

Die letzte Besichtigung fand auf dem Hochstetterhof in Mettenberg statt. Dieser versucht in vielen Bereichen traditionelle Strukturen aufzubrechen und Neues umzusetzen. ‚Bauer Heini‘ versucht dies auch auf Instagram einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.  Bei ihm dürfen die Schweine jederzeit an die frische Luft und auf die Weide, die im Lauf der Zeit regelrecht von diesen umgepflügt wird. Und die Rinder des Bioland-Hofes werden nicht zum Schlachthof gefahren, sondern werden auf der Weide vom Jäger geschossen und dann erst zum Zerlegen in die Metzgerei gebracht. Dies bedeutet weniger Stress für die Tiere und damit auch eine insgesamt bessere Fleischqualität. Die Rinder können von ihrer Weide aus das Treiben des dort ansässigen Waldkindergartens beobachten. Die unmittelbare Nähe zur Natur und zur Landwirtschaft bietet den Kindern die Möglichkeit im direkten Erleben neue Lernerfahrungen zu machen. Die Vermarktung erfolgt zum großen Teil auch über den Selbstbedienungs-Hofladen. Bezeichnend auch das Motto von Bauer Heini: „Ich habe Arbeit ohne Ende, aber den schönsten Beruf der Welt.“ 

 „Ich denke, es ist uns gut gelungen, den Radlern und Radlerinnen nicht nur die landschaftliche Schönheit Oberschwabens nahe zu bringen, sondern auch die landwirtschaftliche Vielfalt, die unsere Bauern hier in der Region aufweisen können. Von Ackerbau über Gemüse, Obst und Rinderhaltung bis hin zu Ziegenkäse – da bleibt kaum ein Wunsch offen.“, so das abschließende Fazit der Organisatorinnen.

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